Kaller Berufsklassen in Mechernicher Schulen

Städtische Firmen und Lehranstalten machen Platz für vom Hochwasser vertriebene Schüler des Berufskollegs Eifel in Kall – GAT-Direktor Micha Kreitz: „In der Not rückt man zusammen und hilft sich gegenseitig“ – Berufskollegleiter Holger Mohr: „Die Hilfsbereitschaft ist enorm, die Solidarität groß und die bürokratischen Hindernisse niedrig“ – bis auf wenige Ausnahmen…

Mechernicher Schulen und Firmen helfen den berufsbildenden Schulen des Kreises in Kall und Euskirchen, deren Gebäude beim verheerenden Julihochwasser überspült wurden und nun auf Sicht nicht für den Unterricht zur Verfügung stehen.

Knapp 250 der 1200 Kaller Schüler werden seit Sommerferienende am Mittwoch – zum Teil auch schon seit den Nachprüfungen in der letzten Ferienwoche – am städtischen Gymnasium Am Turmhof (GAT), bei der Deutschen Mechatronics und an der Gesamtschule Mechernich unterrichtet.

„Wir haben geguckt, was räumlich möglich ist, auch angesichts bei uns laufender Umbauarbeiten, sind zusammengerückt, haben umorganisiert und der Berufsschule Kall im Endeffekt fünf zusammenhängende Klassenräume für hundert Schüler zur Verfügung gestellt”, so Rosemarie Antwerpen vom städtischen Mechernicher Gymnasium Am Turmhof. Außerdem wurden Unterrichts- und Pausenzeiten angeglichen, um einen reibungslosen logistischen Ablauf zu gewährleisten.

In der Kuchenheimer Matthias-Hagen-Schule wurde das Sekretariat des Berufskollegs Eifel in Kall untergebracht, aber auch die Sekretariate der einzelnen Schulen, wie Karla Langer vom städtischen Gymnasium am Mechernicher Turmhof, leisten aktive Unterstützung, wie und wo es geht.

Hilfe für Schulen • GAT

„Kraft und Energie für die Schüler”

„Die Hilfsbereitschaft ist enorm, die Solidarität groß und die bürokratischen Hindernisse niedrig” lobte Holger Mohr, der Chef der Berufsschule Kall bei einem gemeinsamen Interview mit dem Mechernicher „Bürgerbrief” im Gymnasium Am Turmhof, an dem auch GAT-Direktor Micha Kreitz, seine Stellvertreterin Rosemarie Antwerpen und Mohrs Stellvertreterin Eva Samrotzki teilnahmen.

Die Gastfreundschaft sei unterschiedlich herzlich, aber ausnahmslos groß, so die Runde. Außer in Mechernich wurden Kaller Berufs- und Förderschüler und Wirtschaftsgymnasiasten auch bei der Gesamtschule Eifel in Blankenheim, im Gästehaus des Klosters Steinfeld sowie bei den Firmem KKT (Kaller Kunststofftechnik), M2S in Euskirchen und Mechatronics in Mechernich aufgenommen.

Bei Letzterer werden in sechs Klassen a 18 Schülern künftige Industriekaufleute unterrichtet, am Gymnasium am Turmhof medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte, Friseure und Kaufleute für Büromanagement, an der städtischen Gesamtschule Mechernich sechs Klassen Ausbildungsvorbereitung und die Internationale Förderklasse.

An dieser Schule wurden schnell gute Räumlichkeiten en bloc zur Verfügung gestellt, lobte der für diesen Bereich zuständige Studiendirektor Holger Stürner, aber es gab auch Irritationen, unnötige bürokratische Reibungsverluste und Bevormundung: „Dabei brauchen wir jetzt unsere ganze Kraft und Energie für unsere Schüler, nicht für wechselseitige Problembewältigung zwischen gastgebender Schule und Gastklassen!”

„Wir sind zu allem bereit”

„Auch wenn bei uns nicht alle Voraussetzzungen ideal waren, so haben wir uns doch alle Mühe gegeben, schnell die Voraussetzungen für die Kaller Gäste zu schaffen”, so GAT-Schulleiter Mischa Kreitz. Wegen der zurzeit laufenden Umbaumaßnahmen fehlten alleine 60 Türen in den Räumen. Der GAT-Chef: „Aber wir waren und sind zu allem bereit, wenn wir helfen können!”

Da die Schulküche der Gesamtschule dem Vernehmen nach den Gästen aus Kall nicht zur Verfügung gestellt wird, hat sich die städtische Katholische Grundschule in Lückerath angeboten, ihre Schulküche für Unterrichtszwecke von Hauswirtschafterinnen zu nutzen. Maria Cloot-Schmich, die Leiterin der städtischen Grundschule Kommern, hält ebenfalls Räumlichkeiten und Schulmöbel bereit, die bis jetzt nicht in Anspruch genommen wurden.

In dem Interview mit dem „Bürgerbrief” wies GAT-Schulleiter Micha Kreitz darauf hin, dass die Stadt Mechernich unmittelbar nach der Katastrophe direkt für Hochwassergeschädigte und Evakuierte des Schleidener Tales Aula, Foyer und Turnhalle des Gymnasiums Am Turmhof geräumt hatte.

Über enge Kontakte im Direktorenbezirk habe er darüber hinaus via Videokonferenzschaltung auch Gymnasien in Bad Münstereifel und Schleiden Hilfe angeboten. Über ein Koordinierungsgremium um Erdmann Bierdel von der Kreisverwaltung und die Bezirksregierung sei ein Rettungsraumangebot für die beiden Berufsschulen des Kreises in Kall und Euskirchen organisiert worden. Kreitz: „In der Not rückt man gerne enger zusammen, um zu helfen!”

Foto und Text: pp/Agentur ProfiPress